Gurken in Gewächshaus
Von Jörn Pinske
Laut Statistischen Bundesamt wurden in Deutschland (2015/2016) pro Kopf der Bevölkerung 26,2 kg Tomaten verbraucht. Davon allerdings nur etwa 1/3 im Frischverzehr, denn der Rest wurde weiter zu Produkten wie Tomatenmark und Ketchup verarbeitet. Auf Platz zwei folgen mit einem pro Kopf Verbrauch von 6,5kg die Gurken. Wenn Gemüse im Gewächshaus angebaut wird, ist sicher die Tomate auch hier an erster Stelle, aber gleich gefolgt von der Gurke.
Nichts ist besser als die eigene Ernte und immer mit dabei ist die Gurke
Gurken und Tomaten sind nicht gerade optimal in einem Gewächshaus, aber wenn man es doch macht, dann kommen die Gurken nach hinten
… und trotzdem werden sie oft zusammen kultiviert, obwohl sie unterschiedliche Ansprüche haben. Vorab: Wenn man nicht auf Beide verzichten will, darf man keine optimalen Erfolge erwarten. Man kann jedoch bessere Erfolge erzielen, wenn man in zwei Klimabereiche unterscheidet.
Man könnte z. B. das Haus in zwei Abteilungen unterteilen, wenn das nicht möglich ist. Sehr wichtig ist dabei aber, dass die Tomaten an die Tür gepflanzt werden und die Gurken weiter hinten ins Haus.
Über Tomatenwünsche wurde hier schon berichtet, hier nun die Wünsche zu den Gurken.
Die Gurke gehört zur Familie der Kürbisgewächse. Die Vorfahren stammen aus Südostasien wo noch heute wildwachsende Arten mit kleinen und bitteren Früchten vorkommen (Cucumis hardwickii). Über Ägypten gelangte die Gurke zur Zeit der Antike in den Mittelmeerraum. Gurkenpflanzen sind einjährig. Sie bilden Wickelranken womit sie sich an Schnüren, Drähten und Gittern halten. Manche können mehrere Meter hoch werden, doch werden sie in der Regel vorher gestutzt. In der Züchtung haben sich Sortengruppen durchgesetzt. Gewächshausgurken haben dabei andere Wachstumsansprüche als Freilandgurken. Eine Zwischenstellung nehmen die sogenannten Kastengurken ein, die für die Wachstumsbedingungen der Frühbeetkästen selektiert wurden und heute kaum noch Bedeutung haben.
Gurkenpflanzen sind eigentlich auf Insektenbestäubung angewiesen. Doch inzwischen werden zunehmend Sorten angeboten mit rein weiblichen Blüten, die nicht mehr von Insekten bestäubt werden müssen. Es gibt aber noch Landsorten mit männlichen und weiblichen Blüten. Alle Blüten erreichen etwa 3 cm Durchmesser und sind leuchtend gelb.
In Mittel- und Westeuropa werden überwiegend parthenokarpe Sorten angeboten. Das bedeutet sie werden ohne Samen in der Frucht ausgebildet. Neben den üblichen Schlangengurken, mit einer Länge von 30 bis 60. cm und einem von Durchmesser 4 bis 6 cm, werden Minigurken mit unter 20 cm Länge immer beliebter. Dazu kann man noch glattfrüchtige und solche mit Riefen bzw. kleinen farblosen Stacheln unterscheiden. Die „Ursprungsgurken“ sind bitter, aber auch die heutigen Sorten entwickeln Bitterstoffe in Stresssituationen z.B. bei Trockenheit, Kälte oder zu kaltem Gießwasser. Die Bitterkeit ist am höchsten am Stielansatz. Dabei kann das Ende der Gurke noch bitterfrei sein. Solche bitterfreien Enden der Gurke können bedenkenlos gegessen werden.
Schlangengurke Dominica
Mit der Jungpflanze fängt es an. Man muss entweder Gurkensamen aussäen, Sämlinge, Jungpflanzen oder veredelte Gurkenpflanzen kaufen. Meist werden Veredelungen auf Kürbis angeboten. Veredelte Gurken sind widerstandsfähiger gegen Gurkenkrankheiten wie Pilz- oder Bakterienbefall. Will man selbst aussäen ist der März dafür ausreichend. Die Keimung ist optimal bei 26 bis 28°C. Diese Temperaturen sollten über die gesamte Zeit der Keimung konstant bleiben. Die Jungpflanzen sollten ca. 20-25 cm hoch sein, wenn sie ins Gewächshaus kommen. Nicht vor Ende Mai sollten die Pflanzen ins Haus gepflanzt werden. Am besten pflanzt man auf einen kleinen Wall, sodass das Gießwasser ablaufen kann. Nach ca. 14 Tagen wird zusätzlich gemulcht mit Stroh, Mist usw., dadurch bilden sich weitere Wurzeln aus. Die Gewächshausgurken stellen von allen Gemüsearten die höchsten Anforderungen an die Temperatur, sowohl an die Luft als auch an den Boden. Schon bei I0°C über längere Zeit können die Pflanzen absterben, da die Wasser- und Nährstoffaufnahme unterbrochen wird. Die Mindesttemperatur sollte nicht unter 14°C liegen. Die obere Temperaturgrenze liegt bei 40°C. Wird sie erreicht bzw. überschritten, lässt der Turgordruck nach und es entstehen Schäden an Triebspitzen und Fruchtansätzen.
Abstoßen der Früchte durch einen Mangel oder falsches Klima
Minigurken am Spiralstab
Der Boden muss humos aber locker sein. Eine Kultur im Kübel ist möglich, aber das Fassungsvermögen sollte nicht unter 30 Liter liegen. Eine ausreichende organische Düngung als Start ist ratsam. Dazu eignen sich zum Beispiel Mist- Hornspäne oder Guano. Die Bodentemperatur sollte nicht niedriger als 17°C sein. Bei Bodentemperaturen unter I7°C, aber auch über 35°C, wird das Wasser- und Nährstoffaufnahmevermögen eingeschränkt. Wachstumsstockungen bis zum Absterben der Wurzeln sind dann die Folge.
Ohne Nährstoffe keinen Erfolg
Schon drei Wochen nach der Pflanzung muss regelmäßig gedüngt werden. Dabei ist die organische oder mineralische Düngung Geschmackssache. Dies sollte man auch wörtlich nehmen. Ob Flüssigdünger oder gelöste Nährsalze, beide werden einmal pro Woche in schwacher Konzentration 1-2 g/1 Wasser dem Gießwasser beigegeben. Wenn sich keine Früchte ausbilden oder ausgebildete verkümmern, ist die Pflanze meist unterernährt. Es kann selten aber auch Licht fehlen. Gedüngt wird bis ans Ende der Kultur.
Es geht aufwärts
Gewächshausgurken ranken in die Höhe und dafür muss man ihnen die Gelegenheit bieten. Ob ein straff gespannter Draht, ein Gitter oder Spiralstäbe ist Ansichtssache. Wichtig nur: Es muss nur aufwärts gehen. Schnüre werden um den Trieb gewickelt, am Gitter wird der Trieb befestigt oder er wird in den Spiralstab geführt. Hier wird wöchentlich kontrolliert. Wildwuchs wird geschnitten. Dazu werden die Seitentriebe im unteren und oberen Bereich entlang des Haupttriebes entfernt. Das geschieht hinter dem zweiten Blatt. In jeder Blattachsel der Seitentriebe bildet sich in der Regel eine Frucht und ein Seitentrieb. Wenn der Gurkentrieb das Gewächshausdach erreicht, kappt man die Spitze oder wenn Platz vorhanden ist, führt man sie seitlich fort. Der Kräftigung der Pflanze dient das Entfernen aller Fruchtansätze bis zu etwa 80 cm Höhe.
Wenn immer wieder Gurken im Gewächshaus angebaut werden, kann es zu Problemen kommen. Hier hilft Fruchtwechsel, Bodenaustausch oder Kübelkultur.
Auch hinsichtlich der Wasserversorgung stellt die Gewächshausgurke hohe Ansprüche. Eine gleichmäßige Versorgung, nicht zu kaltes Wasser und relativ hohe Luftfeuchte sind wichtig. Darum ist die Kultur mit Tomaten nicht sinnvoll! Bei Tropfbewässerung mehrere Tropfstellen verwenden, denn Gurken wurzeln flach.
Wo Sonne ist muss Schatten sein
In Kleingewächshäusern ist der Luftraum eher klein. Dieser erwärmt sich schon ab April sehr schnell. Man muss Steh- und Giebelwände in Süd- und West - Lage beschatten. Schattierfarbe, ein Netz oder Schattier-Rollos sind geeignet. Allerdings bei anhaltend trüber Witterung muss wieder Licht möglich sein.
Trockenheit bedeutet für die Pflanzen Stress und dadurch können die Früchte bitter werden
Falscher Mehltau an Gurken
Über Krankheiten sollte man sich informieren, aber man darf auch nicht zu ängstlich sein. Richtiges Klima, widerstandsfähige Sorten, bzw. veredelte Gurken sind der beste Schutz. Bei Problemen sofort handeln. Man kann seinen Gärtner oder aber auch das zuständige Pflanzschutzamt befragen. Es lassen sich noch Nützlinge oder Hausmittel gegen „Echten- und Falschen Mehltau“ wie Spritzungen mit Magermilch und Acker-Schachtelhalm-Tee verwenden. Helle Flecken auf Gurkenblättern weisen auf Saugschäden von Spinnmilben hin, die findet man zuerst oben an der Pflanzenspitze. Auch hier sind Hausmittel, Mittel der Industrie und Nützlinge gefragt.
Wird regelmäßig geerntet kann man ca. 6-8 Wochen Gurken ernten. Danach werden Ertrag und Geschmack weniger gut! Man kann gegen Ende Juni noch einmal Gurkensetzlinge anpflanzen, die dann je nach örtlichem Klima noch bis in den Spätsommer Früchte tragen können. Dazu kann man auch von den Seitentrieben der Gurken Stecklinge ziehen. Wichtig ist es aber sorgfältig auf Schädlinge zu achten. Gegebenenfalls zuvor Pflanzenschutz anwenden und dann erst die alten Pflanzen räumen.
Irgendwann ist dann auch mal Schluss. Auch wenn so ein Gewächshaus schön anzusehen ist