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Einzigartige Orchideen im Gewächshaus

Sicher denken viele, dass man für Orchideen kein Gewächshaus braucht, denn sie gehören - nicht zuletzt durch die Erfolge mit der (1) Falterorchidee (Phalaenopsis) - zu den „normalen” Zimmerpflanzen. Doch, das ist voreilig. Zahlreiche besonders interessante Orchideen lassen sich nämlich nur im Gewächshaus optimal pflegen.

Wenn man bedenkt, dass die weltweit ca. 30 000 Orchideenarten auf allen Kontinenten und in fast allen Ökozonen wachsen, kann man schnell rückschließen, dass die Orchideen, die in unseren warmen Wohnzimmern wachsen, nur einen kleinen Teil abbilden. Orchideen, die oberhalb des nördlichen Polarkreises oder in Patagonien vorkommen kann man nicht am Zimmerfenster pflegen und auch heimische Orchideen kann man dort nicht wirklich kultivieren. Während aus Europa nur etwa 250 Arten kommen, wächst der Großteil der Orchideen-Arten in den Tropen und Subtropen, hauptsächlich in Südamerika und Asien.
Bei den Orchideen sind es die bizarren Formen, die exotischen Farben, die lange Haltbarkeit und nicht zuletzt die interessante Lebensweise, die viele Menschen faszinieren. Ob (2) Miniaturorchideen,
bei denen die Blüte nur wenige Millimeter groß ist, oder riesige Pflanzen … bei den Orchideen findet sich alles.
Die unterschiedliche Herkunft kann die richtige Pflege im kalten, im temperierten und im warmen Gewächshaus erfordern. Sogar unbeheizte Häuser lassen sich für (3)„frostharte“ Exemplare
nutzen. Diese Vielfalt ermöglicht ein spannendes Hobby, denn im Gewächshaus kann man die Orchideen nicht nur im Topf, sondern im natürlichen Umfeld kultivieren. Und das natürliche Umfeld ist meist die epiphytische Lebensweise, aber dazu später. Auch im kleinen Gewächshaus lassen sich viele Orchideen unterbringen, wenn man sich dann sogar auf Miniaturformen beschränkt, die in fast allen Gattungen zu finden sind, ist die Pflege einer großen Orchideensammlung möglich.
Neben den Naturformen entstanden seit dem 18.Jahrhunder viele Züchtungen, darunter zahlreiche Gattungs- bzw. sogar (4) Mehrgattunshybriden, was eine Besonderheit der Familie ist.

Orchideensammlung im Hobbygewächshaus

(1) Phalaenopsis die Falterorchidee

(2) Miniaturorchideen,

(3)„frostharte“ Exemplare

(4) Bekannteste Mehrgattungshybride Vuystekeara Cambria

(5) Bulben (Scheinzwiebeln - Pseudobulben)

Aus der Herkunft, bzw. dem Standort und der Höhenlage ergibt sich ein Hinweis auf die richtige Temperatur, aber auch auf eine vielleicht notwendige Ruhezeit. Dazu haben Orchideen (5) Bulben (Scheinzwiebeln - Pseudobulben), das sind verdickte Teile der Sprossachse. Sie passen sich so den Jahreszeiten an. Wieder andere, so die in Deutschland vorkommenden Orchideen, auch der heimische (6) Frauenschuh (Cypripedium) verlieren im Herbst die Blätter und überwintern im Rhizom.
Eine Wachstumspause machen auch die meisten tropischen Verwandten. Sie verlieren die Blätter (7) (Lycaste) oder stellen nur das Wachstum ein. Nur bulbenlose Orchideen, wie die Falterblume
(Phalaenopsis) oder der (8) tropische Frauenschuhe (Paphiopedilum) kennen keine richtige Ruhezeit. Sie brauchen sie nicht, weil die Wachstumsbedingungen über das Jahr keine großen Schwankungen haben. Das Gewächshaus muss dafür ein Warmhaus sein. Die Ruheperiode beginnt übrigens immer mit dem Abschluss des Jahrestriebes und endet mit dem Neutrieb.

(6) Frauenschuh (Cypripedium)

(7) (Lycaste)

(8) tropische Frauenschuhe (Paphiopedilum)

Die richtige Wasser- und Düngermenge ist abhängig vom Wachstumsstadium, der Jahreszeit und dem individuellen Zustand der Pflanze. Man muss bedenken, dass die Orchideen nicht leicht erkennen lassen, ob sie Wasser benötigen oder nicht. Durch die meist festen, fast sukkulenten
Blätter und Bulben macht eine Orchidee nicht so leicht „schlapp.“ Man kann nur feststellen, ob der Pflanzstoff noch genügend feucht ist, ob gesunde Wurzeln vorhanden sind und ob die Pflanze überhaupt gerade wächst. Nur in der Vegetationszeit benötigen Orchideen Wasser (und
Nährstoffe). Mit der (9) Fingerprobe kann man feststellen, ob man Gießen muss! Dazu drücken Sie Ihren Finger leicht in das Substrat. Fühlt sich das Substrat kalt an - es ist Verdunstungskälte zu spüren - wird nicht gegossen! Bei zu viel Wasser kommt es zu (10) Wurzelschäden, die sogar zum Verlust der Pflanze führen können. Verwenden Sie weiches, abgestandenes Wasser mit der Umgebungstemperatur. Verdrehte (wie eine (11) Ziehharmonika) Blätter deuten meist auf eine
Schädigung der Wurzel hin, meist durch zu viel Wasser oder aber zu geringe Luftfeuchtigkeit. Übrigens gilt bei Orchideen: Eher trocken als zu nass.

(9) Fingerprobe

(10) Wurzelschäden

(11) Ziehharmonika)

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Ihre Nahrung beziehen die Epiphyten

Bei den tropischen Orchideen sind die (12) Epiphyten - wörtlich übersetzt „Überpflanzen“ oder auch Aufsitzer - vorherrschend. Ihre Nahrung beziehen die Epiphyten, neben geringen Humusmengen, über das Wasser. Aber nicht nur Orchideen, auch Farne, Bromelien und viele andere wachsen so. Epiphyten bilden in einigen tropischen Wäldern 30 bis 50 Prozent der gesamten Flora. Sie zeichnen sich durch hohe Anpassungsfähigkeit aus. Orchideen haben dann eine besondere (13) Wurzel, die Luftwurzel. Damit können sie Wasser und darin gelöste Nährstoff sehr schnell“ aufsaugen“. Das ist wichtig um Tropenregen und Tau zu nutzen. Im Gewächshaus kann man die Pflanzen einfach in (16) Körben, an (16) Korkeichenrindenstücken oder auf Ästen (Eiche) halten, bzw. aufbinden. Erst in dieser natürlichen Umgebung zeigt sich die Schönheit der meist hängenden Blüten richtig.

(12) Epiphyten

(13) Wurzel

(16) Körben, an (16) Korkeichenrindenstücken

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Das ist wichtig um Tropenregen und Tau zu nutzen

Orchideen haben entsprechend ihrer Herkunft unterschiedliche Lichtansprüche. Im Zimmer verkümmern selbst Pflanzen mit geringeren Lichtansprüchen häufig. Lichtmangel erkennt man an gelben, weichen Blättern, der Gärtner spricht vom Vergeilen. Ganz anders die Möglichkeiten
im Gewächshaus, hier muss von Mai bis September sogar schattiert werden. Ohne Licht können Pflanzen weder Wasser noch Nährstoffe verarbeiten.

Pflanzen benötigen in der Wachstumszeit - meist ist es die lichtreiche Zeit im Frühjahr und Sommer - mehr Dünger. Selbst wenn nicht gerade wachsen, etwas Dünger benötigen sie in den modernen Substraten aber immer! Als Faustregel kann man sich merken: Bei jeder dritten Gießgabe düngen. Aber Achtung: Keine trockenen Pflanzen düngen, denn es droht Verbrennungsgefahr für die Wurzeln. Normale Dünger sind meist für Orchideen zu nährstoffhaltig, das Verhältnis von Stickstoff zu Phosphor und Kali stimmt nicht und die wichtigen Spurenelemente fehlen. Damit kann man der Pflanze im Zweifel eher schaden, als dass man ihr etwas Gutes tut. Abhilfe schafft da ein (17) Spezialdünger, der genau auf die Bedürfnisse von Orchideen abgestimmt ist.

(17) Besser: mit Spezialdünger ernähren, hier Phalaenopsis Orchideen

Je nach Zuwachs werden Orchideen im Topf jährlich oder nur in 2-3-jährigem Zyklus umgesetzt. Dabei sollte man immer (14) Spezialerden verwenden. Denn die epiphytische Lebensweise verlangt ein besonders durchlässiges, aber strukturstabiles Substrat. Heute sind vor allem Kokkus als Faser
und Chips gebräuchlich, dazu Torfmoos (Sphagnum) und Rinde.

Auf Schädlinge müssen Sie bei der Orchideenpflege immer achten. Besonders oft können Spinnmilben, (Rote Spinne), (15) Woll- und Schildläuse auftreten. Abhilfe gibt es im Gewächshaus
durch Nützlinge oder verschiedene zugelassene Pflanzenschutzmittel. Fragen Sie immer einen Fachmann!